1.10.2023

Neobiota brauchen differenzierte Betrachtung

Unter den sich ausbreitenden Arten gibt es eine kleine Zahl, welche in unseren degradierten Ökosystemen negative ökologische Auswirkungen haben. Nur einzelne davon können mit gezielten Eingriffen an der Ausbreitung behindert werden. Die aktuell gültige Neophytendoktrin geht davon aus, dass alle neuen invasiven Arten schädlich und daher wenn möglich zu bekämpfen sind. Diese Doktrin ist kostspielig, ineffizent und in Grundzügen zum Scheitern verurteilt.

Wenn wir akzeptieren, dass unsere Ökosysteme tiefgreifend degradiert sind und in einem raschen Umbruch stecken, verlieren neue Arten viel von ihrem Schrecken. Viele neue Arten tragen dazu bei, Ökosysteme mit mangelnder Artenvielfalt komplexer und effizienter zu machen. Anders als in manchen tropischen oder grossräumigen Landschaften sind die Auswirkungen neuer Arten in unserer Landschaft begrenzt. Die topografisch kleinräumig gegliederte Schweizer Landschaft mit den überwiegend stark degradierten Ökosystemen kann in vielen Fällen profitieren von der ohnehin nicht aufzuhalten Einmischung neuer Arten.

Wenn der schädliche Aspekt von Neophyten gegen positive Aspekte wie Bestäuberfunktion oder Biomasseumsatz abgewogen wird, bleiben wenige Orte und Arten, bei denen gezielte Eingriffe zielführend sein können. Eingreifen können wir ohnehin nur bei auffälligen und leicht zu entfernenden Arten. Wir tun gut daran, Neophytenbekämpfung mehr als bisher zu priorisieren basierend auf deren langfristiger Ökosystemrelevanz.

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